Sind Sie in der Lage sich selbst auszuhalten?
Das klingt vielleicht auf den ersten Blick etwas sonderbar oder womöglich sogar provokant. Gerne werde ich im Folgenden aber schildern, was ich damit meine, beziehungsweise worum es hierbei geht. Sich selbst auszuhalten, werden Sie jetzt sagen, „mir bleibt doch gar nichts anderes übrig, als mich selbst auszuhalten.“ Das ist in gewisser Weise richtig, jedoch nicht ganz.
Beginnen möchte ich damit, zu beschreiben, was mit „sich selbst“ gemeint ist. Es geht um jegliche Regung Ihres Innenlebens, Ihrer Gedanken, Gefühle und Emotionen. Können Sie es damit aushalten? Sie werden vermutlich immer noch erwidern, „selbstverständlich, mir bleibt doch gar nichts anderes übrig.“
Doch, Sie können versuchen sich davor zu drücken.
Dies natürlich nur, wenn sich das Erleben gerade unangenehm oder sogar schmerzhaft anfühlt. Die angenehme Seite unseres Innenlebens, nehmen wir in der Regel sehr gerne und ungefiltert zur Kenntnis. Sich zu Drücken bedeutet, eine Strategie anzuwenden, um das unangenehme Erleben zu vermeiden. Ich nenne es deshalb Vermeidungsstrategie. Die Menschen sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, dem eigenen Erleben zu entkommen. Schon seit jeher, werden Vermeidungsstrategien angewandt, um den unangenehmen Gedanken, Gefühlen und Emotionen zu entkommen.
Beispiele finden sich überall zu Hauf und zu jeder Zeit der menschlichen Existenz. Bereits die Urvölker nutzten bewusstseinsverändernde Substanzen, um leidvollen Zuständen zu entkommen. Auch das teilweise bis zur Ekstase führende Tanzen, erfüllte diesen Zweck. Heute freilich gibt es andere Möglichkeiten, was unter anderem das digitale Zeitalter ermöglicht hat. Die althergebrachten Methoden haben jedoch nicht gänzlich an Bedeutung verloren. So ist es auch heute noch gängig, sich mit Drogen wie zum Beispiel Alkohol, die Sorgen wegzutrinken. Dies ist allerdings nur eine der vielen verwendeten Vermeidungsstrategien.
Häufig ist auch Ablenkung eine gerne gewählte Vermeidungsstrategie. Hier ist zuallererst der Medienkonsum zu nennen, aber auch jede andere Methode, die hilfreich erscheint, sich dem Innenleben nicht stellen zu müssen.
Liebe Leserinnen und Leser,
Mit ein wenig Achtsamkeit, sind Sie durchaus in der Lage zu beobachten, wenn Sie versuchen dem Erlebten aus dem Weg zu gehen, also zu Vermeiden. Versuchen Sie es und beobachten Sie sich selbst. In manchen Fällen macht es Sinn, dies nicht alleine, sondern mit fachlicher Unterstützung zu tun. Manchmal ist hier auch eine Psychotherapie der richtige Ansatz.
In jedem Fall macht es Sinn, sich dem eigenen Erleben zu stellen und die Erfahrung zu machen, sich selbst durchaus aushalten zu können.