Sicherlich kennen Sie das auch, „du musst loslassen“, lautet eine häufige Empfehlung. Die Frage ist nur wie, wie lasse ich los?

In der buddhistischen Psychologie wird Loslassen als ein Weg zur Befreiung von Leiden und zur Erreichung von innerem Frieden betrachtet. In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, wie wir gemäß der buddhistischen Psychologie das Loslassen praktizieren können und welche Bedeutung es in unserem Streben nach Glück und Wohlbefinden hat.

 

Hintergrund und Verständnis des Leidens

Die buddhistische Psychologie betrachtet das Leiden als zentrales Element der menschlichen Existenz. Es entsteht aus unserem unersättlichen Verlangen, an Dingen festzuhalten, die letztendlich vergänglich sind. Die grundlegende Annahme ist, dass die Welt einem ständigen Wandel unterliegt und dass das Festhalten an vergänglichen Dingen und Zuständen uns letztendlich enttäuscht und leiden lässt.

 

Als Weg zum inneren Frieden

Der buddhistischen Psychologie zufolge ist das Loslassen ein Weg, um das Leiden zu überwinden und inneren Frieden zu erlangen. Es bezieht sich auf das Erkennen und Akzeptieren der Vergänglichkeit aller Dinge und das bewusste Loslassen von Anhaftungen und Begierden. Durch das Loslassen von unseren Wünschen und Erwartungen können wir einen Zustand des Nicht-Festhaltens und der Akzeptanz erreichen, der uns von unnötigem Leiden befreit.

 

Die Praktiken 

Die buddhistische Psychologie bietet uns verschiedene Praktiken an. Eine zentrale Praxis ist die Achtsamkeit. Durch achtsame Beobachtung unserer Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen lernen wir, uns von ihnen zu distanzieren und sie nicht mit unserem eigenen Selbst zu identifizieren. Dadurch entwickeln wir eine freiere und nicht-anhaftende Haltung.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Loslassens ist die Einsicht in die Vergänglichkeit. Wenn wir erkennen, dass alle Dinge und Zustände unbeständig sind, können wir loslassen und uns von der Illusion der dauerhaften Befriedigung durch äußere Dinge befreien. Diese Einsicht kann durch die Kontemplation des Konzepts der Vergänglichkeit und die Betrachtung der Natur der Realität gefördert werden.

 

Die Bedeutung

Loslassen hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser geistiges und emotionales Wohlbefinden. Durch das Loslassen von Anhaftungen befreien wir uns von Ängsten, Sorgen und Enttäuschungen, die durch unerfüllte Erwartungen entstehen. Es ermöglicht uns, im gegenwärtigen Moment zu leben und das Leben in seiner Fülle zu erfahren.

Darüber hinaus kann das Loslassen zu einem tieferen Verständnis der Verbundenheit aller Dinge führen. Wenn wir loslassen, erkennen wir, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind und dass unser Wohlbefinden eng mit dem Wohlbefinden anderer verknüpft ist. Dieses Verständnis fördert Mitgefühl, Großzügigkeit und eine positive Einstellung gegenüber allen Lebewesen.

Liebe Leserinnen und Leser,

das Loslassen, wie es in der buddhistischen Psychologie gelehrt wird, bietet einen wertvollen Ansatz, um inneren Frieden zu finden. Indem wir unsere Anhaftungen und Begierden erkennen und bewusst loslassen, können wir uns von unnötigem Leiden befreien und eine tiefere Verbundenheit mit der Welt um uns herum erfahren. Es erfordert Übung und Geduld, aber es bietet uns die Möglichkeit, uns von der Last des Festhaltens zu befreien und ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen.

Rainer Schwenkkraus

Berater und Autor