Dieses Thema ist mir ein großes Anliegen, denn der Begriff des Lebenskünstlers wird umgangssprachlich sehr häufig falsch gedeutet. Schon der Begriff weist darauf hin, hier handelt es sich darum, die Kunst des Lebens zu beherrschen. So gesehen muss es sich nicht zwingend um einen Menschen handeln, denn Tiere und Pflanzen sind wahre Lebenskünstler!
Hierzu fallen mir diese passenden Worte von Mark Twain ein:
„Könnte man den Menschen mit der Katze kreuzen, würde dies den Menschen verbessern, nicht aber die Katze.“
Da es also bei dieser Spezies in Hinblick auf die Lebenskunst nichts zu tun gibt, wenden wir uns wieder den Menschen zu.
Was ist nun die Kunst des Lebens?
Ganz plakativ gesprochen, liegt die Kunst des Lebens darin, es in all seiner Fülle und mit all seinen Höhen und Tiefen zu Leben. Vermutlich werden Sie jetzt sagen, „das mache ich doch bzw. es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig“.
Sind wir also allesamt Lebenskünstler?
Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen, denn im Prinzip sind wir bzw. waren wir es alle einmal. Leider haben die meisten von uns den Weg (die Taoisten nennen es Tao) verlassen.
Für viele Menschen ist das Leben zu einem Kampf geworden, mit dem Fluss des Lebens bzw. von Leichtigkeit ist hier keine Rede mehr. Vielleicht kommt Ihnen jetzt der Gedanke, „der hat leicht reden, soll er sich einmal mit meinen Lebensumständen herumschlagen usw.“. Nun dann sehen Sie sich einmal andere Menschen an, Menschen die dem äusseren Anschein alles haben müssten, was ein glückliches und erfülltes Leben ausmacht. Sie werden feststellen, dass auch hier von einer Leichtigkeit des Seins und von einem Leben mit dem Fluss nicht die Rede ist.
Auch hier findet ein permanenter Kampf statt, und die vergebliche Suche nach dem Glück.
Natürlich trifft das Schicksal einige von unser härter als die anderen, jedoch scheint dies keinesfalls unbedingt mit einem glücklichen und erfüllten Leben in Zusammenhang zu stehen.
Für mich geht ein Lebenskünstler den Weg des Tao. Gelassen und mit einer Leichtigkeit tut er es dem Fluss gleich, der die Hindernisse umfließt, und sich nicht gegen sie wendet. Er stellt sich sich den Dingen des Lebens und akzeptiert völlig was gerade ist. Sein Handeln entspringt aus seinem tiefsten Inneren und nur dann wenn es notwendig oder sinnvoll ist. Er lebt niemals auf Kosten Anderer, sondern tut was getan werden muss um (über)leben zu können. Des weiteren, hat er erkannt, dass es nur einen Zeitpunk gibt und das ist das „Hier und Jetzt“.
Abschließend möchte ich gerne Laotse zitieren:
Der Berufene hat kein eigenes Herz. Er macht das Herz der Leute zu seinem Herzen. Zu den Guten bin ich gut, zu den Nichtguten bin ich auch gut; denn das LEBEN ist die Güte. Zu den Treuen bin ich treu, zu den Untreuen bin ich auch treu; denn das LEBEN ist die Treue. Der Berufene lebt in der Welt ganz still und macht sein Herz für die Welt weit. Die Leute alle blicken und horchen nach ihm. Und der Berufene nimmt sie alle an als seine Kinder.
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