Wieviel Zeit des Tages verbringen Sie damit, den derzeitigen Augenblick abzulehnen?

Gerne möchte ich erklären, was ich mit dieser vielleicht etwas provokanten Frage meine.

Wir sind alle der Vergänglichkeit unterworfen. Auch wenn viele diese Tatsache ignorieren oder beiseite schieben, so werden wir alle sterben, die einen früher die anderen später.
Ist es angesichts dieser Tatsache nicht unheimlich töricht, auch nur einen Augenblick dieser wertvollen und begrenzten Zeit zu verschwenden? 

Am Leben vorbei geht es immer dann, wenn Sie nicht im Augenblick sind.
Ja wenn Sie den derzeitigen Augenblick ablehnen, weil Sie sich einen anderen wünschen.
Sie sehnen sich nach einer Situation in der Vergangenheit, oder hoffen auf etwas in der Zukunft.
Sie verschwenden somit kostbare Lebenszeit und das, obwohl die Medizin derzeit alles daran setzt das irdische dasein um jeden Preis zu verlängern.

Ist das nicht paradox?

Zugegebener Weise, gibt es Situationen in unserem Leben, die wir deshalb ablehnen, weil wir z.B. gerade eine ernsthafte Krankheit durchmachen bzw. körperliche Schmerzen erleiden.

Doch wie viel Zeit unseres Lebens nimmt dies wirklich in Anspruch?

Ich denke Sie ahnen bereits worauf ich hinaus möchte.
Es geht mir nicht um diverse Extremsituationen sondern um den Alltag.

Häufig verweilen Sie mit Ihren Gedanken in der Vergangenheit, oder malen sich Dinge oder Situationen in der Zukunft aus. 
Sie hoffen auf eine bessere Zeit, einen anderen Arbeitsplatz auf das Wochenende oder einen neuen bzw. anderen Partner.

Ich könnte diese Aufzählung noch endlos weiterführen, was immer gemeinsam ist:
Sie lehnen den derzeitigen Augenblick ab!
Sie vergeuden wertvolle Lebenszeit!

Vorausgesetzt, Sie stimmen mir zu, können wir uns nun an des Rätsels Lösung machen. 

Die Ursache findet sich in unserem Gehirn.

Alles was Sie erleben, wird von Ihrem Gehirn aufgenommen und interpretiert.
Abgespeicherte Informationen, (soweit vorhanden) werden herangezogen. Anhand dieser Informationen, (Ihren Erinnerungen) ordnet Ihr Gehirn ein, ob es sich hierbei um etwas Interessantes, erfreuliches oder gar um etwas gefährliches handeln könnte.
Situationen, zu denen keine Informationen vorliegen also für Sie neu sind, werden häufig als bedrohlich bzw. unangenehm eingestuft.
Begebenheiten, die bekannt sind, werden dagegen als sicher allerdings häufig auch als langweilig eingestuft.

Diese Situationen sind es, die uns vom Augenblick fernhalten, da wir kein Interesse mehr daran haben, bzw. schlimmer noch, diesen ablehnen.

Können Sie sich noch an eine sehr gefährliche oder aufregende Situation in Ihrem Leben erinnern? Sie waren hier mit Sicherheit völlig präsent und voll im Augenblick, nichts anderes war von Bedeutung.
Es macht selbstverständlich keinen Sinn, sich ständig in Gefahr zu bringen, auch wenn dies genau zu diesem Zweck einige tun.

Es reicht völlig aus, das Interesse am Augenblick wieder zu entdecken!

Wie erreichen wir das, wenn es sich doch wie von mir bereits beschrieben um eine Funktion  unseres Gehirn handelt?

Mit einem Trick!

Sie haben richtig gehört, unsere Gehirn lässt sich mitunter austricksen.

Unser Gehirn durchsucht ständig unseren Speicher und vergleicht den Inhalt mit der derzeitigen Situation. Bei Alltäglichem wird es schnell fündig und stuft dies als bekannt und häufig als langweilig ein.

Dies führt dazu, das wir mit unserer Aufmerksamkeit nicht in der Gegenwart sind, schlimmer noch diesen Augenblick wie von mir beschrieben häufig sogar ablehnen.
Nun ist es aber so, das kein Augenblick dem anderen gleicht.
Lediglich äußerst unaufmerksam betrachtet, gleicht ein Tag dem anderen.
Wenn Sie allerdings mit vollem Interesse Ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Gleichheiten sondern auf die Ungleichheiten in jedem Augenblick richten, so werden Sie recht schnell feststellen, dass ich mit meiner Behauptung richtig liege.

Zugegebener Maßen, benötigt es am Anfang einige Übung, dieses gewohnte Prozedere zu verändern, jedoch lohnt sich der Aufwand!

Denken Sie nur daran, wie sich ein kleines Kind stundenlang an den eigenen Zehen erfreuen kann.
Es ist hier die Rede vom sog. “Anfängergeist”, der sich auch nach jahrelanger Konditionierung wieder zurückerlangen lässt, wenn es Ihnen nur ernst genug damit ist.