In der östlichen Philosophie gilt der Geist als Spiegel: Er zeigt uns, was wir über uns selbst und die Welt glauben – ob bewusst oder unbewusst. Glaubenssätze sind keine Wahrheit, sondern Gedanken, die wir über lange Zeit kultiviert haben. Manche davon führen zu innerem Frieden. Andere zu Leid.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- Was Glaubenssätze aus östlicher Sicht sind
- Warum wir nicht unsere Gedanken sind
- Wie Achtsamkeit Ihnen hilft, hinderliche Überzeugungen zu erkennen
- Und wie Sie diese mit Mitgefühl und innerer Klarheit loslassen können
Was sind Glaubenssätze im Licht östlicher Weisheit?
In vielen östlichen Traditionen – etwa im Zen-Buddhismus – gilt: „Du bist nicht deine Gedanken.“
Glaubenssätze sind Gedankenmuster, die sich durch Wiederholung verfestigt haben. Sie sind wie Spuren im Sand – geformt durch vergangene Erfahrungen, Worte anderer oder kollektive Vorstellungen. Doch sie sind nicht unveränderlich.
Wenn Sie etwa immer wieder denken:
- „Ich genüge nicht.“
- „Ich darf keine Fehler machen.“
- „Ich muss stark sein.“
… dann sind das nicht Sie – es sind nur Gedanken, die Sie lange für wahr gehalten haben.
Warum entstehen Glaubenssätze?
Aus östlicher Perspektive entsteht Leid, wenn wir uns mit etwas identifizieren, das nicht unser wahres Selbst ist. Kinder verinnerlichen Glaubenssätze aus Liebe, aus Anpassung, aus dem Wunsch, gesehen zu werden. Doch was einst ein Schutz war, wird später zur Begrenzung.
Ein klassisches Prinzip lautet:
👉 Anhaftung erzeugt Leid.
Auch das Festhalten an bestimmten Gedanken über uns selbst kann Leiden erzeugen – subtil, aber tiefgreifend.
Gedanken sind wie Wolken – Sie sind nicht der Himmel
Achtsamkeit lehrt uns, dass Gedanken kommen und gehen wie Wolken am Himmel. Wenn wir ihnen nicht folgen, verlieren sie an Kraft.
Deshalb ist der erste Schritt, hinderliche Glaubenssätze zu verändern: das stille Beobachten.
Mit Achtsamkeit Glaubenssätze erkennen
Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Stille. Vielleicht bei einer Tasse Tee, oder während einer Meditation.
Beobachten Sie:
- Was denke ich gerade über mich?
- Ist dieser Gedanke hilfreich oder hinderlich?
- Wie fühlt sich mein Körper an, wenn ich das glaube?
Sie müssen nichts tun. Nur sehen. Denn in der Präsenz beginnt die Veränderung ganz von selbst.
Den Ursprung mit Mitgefühl verstehen
Wenn ein alter Glaubenssatz auftaucht, begegnen Sie ihm nicht mit Widerstand, sondern mit Freundlichkeit.
Stellen Sie sich innerlich die Frage:
- Wann habe ich diesen Satz zum ersten Mal gehört oder gefühlt?
- Was habe ich damals gebraucht?
- Kann ich mir das heute selbst geben?
Ein altes Zen-Sprichwort sagt:
👉 „Mitgefühl beginnt dort, wo das Urteilen endet.“
Neue innere Haltungen kultivieren
In der östlichen Lehre geht es weniger darum, Gedanken zu „ersetzen“, sondern mehr darum, den Geist zu beruhigen und eine tieferliegende Wahrheit zu berühren: Ihr Sein ist bereits vollständig.
Statt Affirmationen im Sinne von „Ich bin stark“ kann folgende innere Haltung heilsamer sein:
- „Ich bin hier.“
- „Ich atme.“
- „Ich bin verbunden mit allem, was ist.“
Solche Sätze wirken nicht auf der Verstandesebene – sondern im Herzen.
Praxis: Einfache Übung zum Loslassen eines Glaubenssatzes
- Setzen Sie sich ruhig hin. Schließen Sie die Augen.
- Atmen Sie drei Mal bewusst ein und aus.
- Bringen Sie einen wiederkehrenden Glaubenssatz in Ihr Bewusstsein.
- Sagen Sie innerlich:
- „Ich sehe dich.“
- „Ich danke dir, dass du mich einst geschützt hast.“
- „Jetzt darfst du gehen.“
- Spüren Sie, wie sich dieser Satz langsam löst – ohne Druck. Wie ein Blatt, das den Fluss hinuntertreibt.
Wiederholen Sie die Übung regelmäßig – nicht, um etwas zu „erreichen“, sondern um präsenter zu werden.
Glaubenssätze loslassen heißt, sich selbst wiederfinden
In der Stille beginnt die Wahrheit zu sprechen. Sie müssen nichts Neues glauben. Es reicht, weniger festzuhalten. Je mehr Glaubenssätze Sie erkennen und mit Mitgefühl loslassen, desto klarer wird Ihr innerer Himmel. Gedanken kommen und gehen. Doch Sie bleiben – wach, weit, verbunden.
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Sie den Wunsch verspüren, sich auf diesen inneren Weg zu begeben, begleite ich Sie gern mit Klarheit und Achtsamkeit. In meiner psychologischen Praxis verbinden sich westliche Psychologie und östliche Weisheit zu einem heilsamen Ganzen.