Eine Klientin erzählte mir neulich, dass Ihr Partner mit ihr per WhatsApp Schluss gemacht hatte, Beziehungsende via Kurzmitteilung. Wohlgemerkt, es handelt sich dabei nicht um ein Teenagerpaar, sondern beide haben das Teenageralter seit mehr als 30 Jahren hinter sich gelassen. Sie waren ein halbes Jahr zusammen und beide sprachen von einer Liebesbeziehung. Die Hintergründe, die ihn wohl dazu bewegt haben, die Beziehung zu beenden, möchte ich hier nicht beleuchten, jedoch warum um alles in der Welt tut man(n) das nicht persönlich?
Ein Erklärungsversuch
Wir leben in einer digitalen und sehr schnelllebigen Zeit.
Das Smartphone ist nicht nur unser ständiger Begleiter, sondern ähnlich einem „schweizer Messer“ erledigen wir damit auch sämtliche Aufgaben des täglichen Lebens. Ob es nun der Einkauf, die Urlaubsbuchung oder die Partnersuche ist, mit wenigen Gesten auf dem Touchscreen, ist alles erledigt. Der Urlaub lässt sich zu Not wieder stornieren, der Einkauf wieder zurücksenden oder umtauschen. Alles sehr bequem und ohne persönlichen Kontakt, wie das früher einmal nötig war. Wir wollen es bequem und einfach haben und wir wollen die Möglichkeit haben, unsere Entscheidung so einfach wie möglich wieder rückgängig zu machen, falls wir uns anderweitig entschieden haben.
Selbst im Onlinehandel, dürfte dieser Umgang langfristig für Probleme sorgen. In Beziehungen führt dieser Umgang meiner Meinung nach zu einer Katastrophe. Auch hier ist es zu einer Untugend geworden, alles und sei es noch so intim, via Kurzmitteilung auszutauschen.
Die Verbindlichkeit, und die Verantwortung, gegenüber meinem Gesprächspartner wird damit gänzlich ausgehebelt. Ich muss mich weder mit dessen Stimmungslage, noch mit dessen Erwiderungen auseinandersetzen, denn auch hier haben die „App-Entwickler“ vorgesorgt, zur Not lässt sich das Gegenüber auch blockieren.
Diese Entwicklung zeigt in der ständig ansteigenden Anzahl von Singlehaushalten bereits ihre Wirkung. Wir machen es uns zu einfach, weil wir es einfach haben wollen! Sowohl bei der Partnersuche, aber vor allem, wenn es darum geht, in der Beziehung Arbeit zu leisten, „schweine Arbeit“, wie es einmal der Paartherapeut Mathias Jung nannte. Und wir denken, wir haben Optionen, was uns das schier unendliche Angebot im Internet glauben machen möchte. Kinder und Jugendliche, die dieses Verhalten von ihren Eltern vorgelebt bekommen, übernehmen dies wie selbstverständlich.
Liebe Leserinnen und Leser,
eine Beziehung einzugehen, bedeutet jedoch Verantwortung und Verbindlichkeit! Dessen sollte man sich stets bewusst sein.
Somit ist der leichtfertige Umgang damit quasi ausgeschlossen!
Natürlich, ist jeder Beginn einer Beziehung auch mit dem Risiko des Scheiterns verbunden, jedoch die Verbindlichkeit und das daraus entstehende Vertrauen, macht diese Verbindung erst einzigartig! Ich bin davon überzeugt, dass sich genau dies die meisten Menschen wünschen, deshalb müssen wir wieder einen anderen Umgang miteinander finden!